Lesen Sie hier die archivierte Meldung vom 05.07.2023
Kleingartenbeirat zu Besuch in polnischer Kleingartenanlage
"Dzień Dobry" begrüßt Emilia Legiecka, Vorsitzende des polnischen Kleingartenvereins "Nowy Kanał" in Wrocław, die Delegation des Dresdner Kleingartenbeirats und des Stadtverbandes Dresdner Gartenfreunde.
Es ist bereits die letzte Station auf der dreitägigen Weiterbildungsfahrt und die Teilnehmenden sind gespannt auf die Anlage, die verteilt auf drei Anlagenteile und sieben Sektionen insgesamt 378 Parzellen umfasst.
Nicht zuletzt aufgrund der katastrophalen Schäden, die auf dem Gelände durch das Oderhochwasser 1997 verursacht wurden und der Fragestellung nach einem langfristigen Umgang mit dem Hochwasserschutzkonzept, waren ausschlaggebend für den Besuch vor Ort.
Ludmilla Legiecka (dritte von rechts) ist erst seit drei Monaten im Amt der Vorsitzenden und freut sich um so mehr über den internationalen Austausch.
Am Freitag zuvor hatte sich die Delegation im Wrocławer Rathaus eingefunden. Begrüßt wurden Sie vor Ort von den Vertreterinnen des Büros für Auslandsbeziehungen, die in einer ausführlichen Präsentation über die Entwicklung Wrocławs und die Städtepartnerschaft zu Dresden eingingen.
Im Anschluss trafen sie die Vorstandsmitglieder des Stadtverbandes mit den Vertretern des Dresdner Kleingartenbeirats, um aktuelle Arbeitsschwerpunkte zu erörtern und Prioritäten für die gemeinsame Zusammenarbeit sowie die kommenden Beiratssitzungen zu diskutieren.
Relativ viel Raum nahm dabei die Möglichkeit der Projektförderung durch die Stadtbezirksämter ein sowie die Frage, wie die Antragstellung durch den Stadtverband bei den Vereinen noch besser kommuniziert und begleitet werden kann.
Sehr konkret wurde es bei der Frage nach Durchwegungen von Kleingartenanlagen. So berichtete Thomas Wiedemann (KGV Elbtal II) von Wegsperrungen privater Eigentümer, die eine durchgängige Wegführung durch die Anlage unterbänden. Vor allem bei Fußgängern und Familien ist der Weg durch die Anlage bis hin zur Elbe sehr beliebt. Viele enttäuschte Gäste haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten an den Vereinsvorstand gewendet, der seinerzeit kaum Handlungsmöglichkeiten hat.
Der Kleingartenbeirat versprach sich der Thematik anzunehmen.
Wrocław kennenlernern war das Thema des Samstags. Bereits ab 9 Uhr wurde die Dresdner Delegation durch die polnische Großstädt geführt und lernte dabei viel neues. Besonders beeindruckend war natürlich der Besuch des Botanischen Gartens, für den alle gern etwas mehr Zeit zur Verfügung gehabt hätten.
Der Botanische Garten befindet sich mitten in der Wrocławer Altstadt und verfügt über eine Gesamtfläche von 7,4 Hektar und mehr als 11.500 Pflanzen, darunter alpine Pflanzen, Stein-, Wasser- und Sumpfgewächse und sogar tropische und subtropische Pflanzen.
Mittlerweile gilt der Botanische Garten als selbstständiges Institut der Fakultät der Biologischen Wissenschaften der Universität Wrocław.
Am Sonntag fand die Weiterbildungsfahrt ihren Höhepunkt bei der Begehung der Kleingartenanlage "Nowy Kanał" und den Gesprächen mit dem Vereinsvorstand und dem Bezirksvorstand, bei dem geduldig viele Fragen beantwortet wurden. Es stellte sich heraus, dass die täglichen Herausforderungen sich sehr ähneln, obwohl die Strukturen des deutschen und des polnischen Kleingartenwesens stark voneinander abweichen.
So gibt es den klassischen Fachberater in Polen nicht. Dafür werden neue Pächter dazu verpflichtet, an einer dreitägigen Schulungsveranstaltung teilzunehmen, bei denen sie in die Züge des Kleingartenwesens eingeführt werden. Später entstehende Fragestellungen etwa zum Anbau müssen sich die Kleingärtner selbst beantworten, indem sie etwa Informationen aus dem Internet nutzen.
Ein wesentlicher Unterschied besteht im Schutz der Anlagen. So konnte Frau Lugiecka zwar stolz berichten, dass aufgrund der hohen Nachfrage nach Kleingärten zu Pandämiezeiten von der Stadt kostenfrei neues Pachtland bereitgestellt wurde, dem gegenüber steht jedoch die Tatsache, dass die Vereine keinerlei Schutz etwa vor Baumaßnahmen haben. Im Falle einer neuen Planung der Fläche, auf dem sich die Gartenanlage befindet, werden die Pächter zwar für ihren Besitz entschädigt, Regelungen etwa zur Schaffung von Ersatzflächen oder ähnliches gibt es jedoch nicht.
Ein ziemlich drastischer Unterschied zu deutschen Kleingartenvereinen stellt der Anschluss an die klassischen Versorgungsmedien dar. So besteht in "Nowy Kanał" aktuell weder ein Strom- noch ein Wasseranschluss. Derzeit arbeitet der Verein mit voller Kraft daran einen solchen mit Hilfe europäischer Fördermittel zu realisieren.
Um so mehr muss man darüber staunen, dass trotz der wirklich kargen Bodenverhältnisse, einigen polnischen Kleingärtnern ein erfolgversprechender Anbau gelingt.