13. Tag der Chronisten im KGV Neuland
Bundeskleingartengesetz und Archivierung
Zum diesjährigen Tag der Chronisten hatte die AG Geschichte und Traditionspflege in den KGV „Neuland“ nach Cotta eingeladen.
Bericht zum 13. Tag der Chronisten 2024
Autorinnen: Manuela Queitsch und Vera Wobad
Der Tag der Chronisten fand mit ca. 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Kleingartenverband (KGV) Neuland e.V. statt. Werner Porges von der AG Geschichte begrüßte die Chronistinnen und Chronisten herzlich zum jährlichen Treffen. Im Anschluss stellte die Vereinsvorsitzende Katrin Woloschanowski den Verein „Neuland“ vor und ging kurz auf die Entwicklung seit der Gründung 1927 ein. 158 Mitglieder in 107 Parzellen verbringen hier ihre Freizeit unter dem Motto: „In Gemeinschaft gärtnern“.
Zahlreiche Gemeinschaftsprojekte, die auf dem Rundgang besichtigt werden konnten zeugen vom regen Vereinsleben. Es gibt einen Gemeinschaftsgarten, in dem verschiedene Pflanzen angebaut werden. Damit wird Artenschutz und Artenvielfalt in vorbildlicher Weise umgesetzt und kann zu pädagogischen Zwecken vorgeführt werden. Die Ernteerträge werden im Verein verarbeitet oder an das Kinder- und Jugendheim T3 gespendet.
Interessant ist auch der Lehrpfad, der mit den Stationen Feuchtbiotop, Totholzhaufen, Weiden-Iglu, Barfußfühlpfad, Vogelnistkasten und Insektenhotels zum Beobachten und Ausprobieren einlädt und so wichtiges Wissen rund um den Lebensraum Kleingarten vermittelt.
Das Traditionsbüdchen als Vereinsmuseum
Vor dem Vereinshaus gibt es einen Spielplatz. Die Gemeinschaftswerkstatt am Vereinshaus dient den notwendigen Reparaturen innerhalb der Anlage. Ein kleines Museum, das „Traditionsbüdchen“, präsentiert viele Zeugnisse vergangener Tage. Zu finden sind altes Geschirr, Bügeleisen oder Kaffeemühlen sowie Dokumente aus fast 100 Jahren Gartensparte.
Ausscheidende Vereinsmitglieder werden gebeten, Gegenstände und Dokumente dem Verein zu überlassen. So wächst das kleine Vereinsmuseum weiter.
Vereinschronistin Marga Woloschanowski in "ihrem Büdchen".
Ehrungen
Nach dem Rundgang wurde das Chronisten-Ehepaar Gabriele und Andreas Großer aus dem KGV „Erholung I“ für ihre jahrelange Arbeit mit der Ehrennadel des Landesverbandes der Sächsischen Kleingärtner in Bronze geehrt. Sie beenden ihre Arbeit für die Chronik ihres Vereins. Der Vorsitzende des Stadtverbandes „Dresdner Gartenfreunde“ Frank Hoffmann richtete neben seinem Dank für die geleistete Arbeit der Chronistinnen und Chronisten den Blick in die Zukunft.
Familie Großer legt nach vielen Jahren den Chronistenstift nieder. Die AG Geschichte und Traditionspflege ehrte sie für ihr langjähriges Engagement.
Die BuGa 2033 in Dresden
Dresden hat sich für die BUGA 2033 beworben. Eine Delegation der Bundesgartenschaugesellschaft (DBG) besuchte vom 25. bis 26. Februar 2024 die „Kernareale“ der Machbarkeitsstudie: Südpark, Kiesseen und Trümmerberg Leuben, Galopprennbahn sowie Proschhübel mit Hechtpark und St.-Pauli-Friedhof. Der Stadtverband ist in die Planungen eingebunden, um die Beteiligungen der Kleingartenvereine zu koordinieren.
Das BundeskleingartenGesetz
Dr. Heinz Wolff von der AG Geschichte im Landesverband Sachsen gab in seinem Vortrag „Von der Kleingarten- und Kleinpachtlandverordnung 1919 zum Bundeskleingartengesetz 1983“ einen Überblick über die Entwicklung des Kleingartenwesens. Angefangen hatte alles mit Pastor Schröder in Kappeln an der Schlei im Jahre 1814 mit der Verpachtung von Kirchland und ersten rudimentären Regeln.
Im Allgemeinen stammten die Kleingärtner eher aus dem mittelständischen Bereich und Kleinbürgertum. Im Jahre 1864 wurde dann in Leipzig der erste Schreberverein gegründet. Von gesetzlichen Regelungen war man jedoch weiterhin weit entfernt.
1919 kam es durch Kurt Schilling zur Initiierung der ersten Kleingarten- und Kleinpachtlandverordnung. 1924 fand in Bautzen die 1. Tagung des Kleingartenverbandes statt, für diese fertigte Kurt Schilling eine Dokumentation der Kleingartensituation Sachsens an.
In den 1970er Jahren stellten die Verbände und Vereine in Westdeutschland fest, dass gesetzliche Grundlagen für das Kleingartenwesen weder einheitlich noch befriedigend vorhanden waren. 1983 wurde das Bundeskleingartengesetz als Rahmenvereinbarung verabschiedet (BKleingG). Dieses gilt bis heute.
Im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung wurde am 3. Oktober 1990 das DDR-Kleingartenwesen an das westdeutsche angeschlossen. Die derzeit geführte Diskussion um das BKleingG wird in der Publikation „Schrebergärtner“ in der Ausgabe für das Jahr 2024 aufgegriffen werden.
Wichtig war es Heinz Wolff, auf die Erhaltung des Gesetzes in bisheriger Form hinzuweisen. Mit einem ersten Eingriff könnte das Tor für weitere Eingriffe und Veränderungen geöffnet werden, was gerade in heutigen Zeiten, wo Begehrlichkeiten Dritter an Grund und Boden bestünden, zu Einschnitten für die Kleingartenvereine führen könnte.
Aufbewahren und Archivieren
In ihrem Vortrag ging Dr. Angelika Winter auf „Das richtige Aufbewahren und Archivieren von Vereinsdokumenten“ ein.
Eingangs verwies sie auf das „Handbuch für den Sächsischen Kleingartenverein – Gesetze, Verordnungen, Erfahrungen“, welches grundsätzlich in die Dokumentation der Vereinsarbeit einführt.
Aufzuheben sind in jedem Fall alle Dokumente und Objekte, die Rechtsrelevanz besitzen, die die Vereinsgeschichte und seine Entwicklung bezeugen. Im Einzelfall kann das eine Ermessensfrage sein. Eine gute Ablage erleichtern Vorstand wie Chronisten die Arbeit mit dem Schriftgut.
Orientierung dabei kann auch die „Handreichung für Vereine des Landschaftsverbandes Rheinland“ mit Musteraktenplan und Aufbewahrungsfristen für den Umgang mit Akten, Einzeldokumenten, Fotos, Filmen, Vereinsfahnen, Pokalen, Ehrenmedaillen bieten.
Gut sortiert, inventarisiert und beschriftet, Papier ohne Metallteile, Fotografien eher in PP-als PE-Hüllen oder in Pergamintaschen stehend bzw. in Archivpapier eingeschlagen liegend, lichtgeschützt, kühl und trocken in einem abschließbaren Schrank werden die Archivalien hoffentlich lange erhalten bleiben.
Eine parallele Digitalisierung und Datenablage auf einer externen Festplatte wurden von Frau Walter empfohlen. Natürlich kann ein Kleingartenverein nicht alles Genannte leisten, eine Annäherung sei jedoch wünschenswert. Wenn eine Aufbewahrung im Vereinshaus nicht möglich sein sollte, können sich Vereine an ein Kommunalarchiv wenden, um zu versuchen, ihr Gut als Depositum dort aufbewahren zu lassen. Eventuell sind dadurch auch Synergieeffekte zu erreichen.
Das Archiv des KGV Neuland
Ein paar Worte noch zum Vereinsarchiv des KGV Neuland, das von Marga Woloschanowski seit vielen Jahren geführt wird. Die Dokumente und Ordner lagern wohlverschlossen in Schränken im Vereinsheim. Die Ereignisse der einzelnen Jahre werden in Ordnern geführt, die wiederum mit einem sog. „Findbuch“ und dazugehörigen Zeittafeln erschlossen sind.
Damit sind die einzelnen Dokumente, Quellen und Artikel auch von anderen Personen als der Archivarin leichter im Archiv auffindbar. Da mittlerweile das Archiv hybrid geführt wird, enthalten die Zeittafeln und damit auch das Findbuch die Bezeichnung des Erscheinungsformats (analog oder digital). Der KGV Neuland verfügt mit diesem sehr gut geführten Archiv über einen wertvollen Bestand an Dokumenten, der für die Geschichte von großem Wert ist.
+++Dank und Anerkennung+++
+++Keinen Termin mehr verpassen+++
Mit einer Mail an geschichte@stadtverband-dresden.de können sich Geschichtsfreunde auf die Einladungsliste für Termine der AG Geschichte- und Traditionspflege setzen lassen und erhalten künftig ihre Einladung persönlich ins Emailpostfach.